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5. Tag: 9. März 2006

Schon am 3. Tag des Törns haben wir die große Attraktion hinter uns, was kann in den verbleibenden anderthalb Wochen noch kommen, kann es überhaupt noch Steigerungen geben? Dieser Tag wird unspektakulär werden, trotzdem am Abend noch seinen Höhepunkt haben. Und an herausragenden Naturerlebnissen wartet noch viel auf uns.

Zunächst nördlicher Kurs, Isla Sesambre und Isla Terhalten lassen wir an Steuerbord. Dann Kurs 245° zwischen Isla Lennox und Isla Navarino in die Paso Goree eingelaufen. Die Absicht war, Isla Picton östlich zu umrunden und bei Isla Gardiner an der Nordküste von Isla Picton zu ankern. Tatsächlich sind wir auf Grund des Windes westlich um Isla Picton herumgegangen. Die letzten 10 von ca. 60 sm unter Motor wegen zuwenig Wind; vorher in der Bahía Nassau 15-20 kn und halber Wind, dabei macht die Sarah bis achteinhalb Knoten Fahrt.

Henk wußte, warum er die Bucht bei Isla Gardiner angesteuert hat. Hier finden wir einen Krabbenfischer, der uns gerne im Gegenzug für die Aufstockung seiner Alkohol- und Gemüsevorräte mit einer Stiege noch lebender Königskrabben (Kings Crab) versorgt. Der Rogen der Tiere wird entnommen und mit Brot und Keksen sofort verspeist. Anschließend werden die Beine der Tiere in Meereswasser gekocht (beim Aufpützen des Seewassers verliert der Herr Professor eine Pütz). Dann ein frugales Mal: King Crabs in garlic butter. Wir essen bis wir platzen (nur Ralf möchte Steaks), trotzdem bleiben noch Krabbenbeine übrig. Nach dem Essen holt der Schipper den Anker hoch, es geht mit Motor durch den Beagle-Kanal gen Westen.

Position: 55° 0,8’ S 66° 55,8’ W
Etmal: 60 sm

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6. Tag: 10. März 2006

Und immer weiter geht es durch den Beagle-Kanal westwärts. Um ca. 10:30 Uhr erreichen wir die Stelle, an welcher die chilenische-argentinische Grenze den Beagle-Kanal nach Norden verläßt. Vorbei an Punta Yamana erreichen wir die Gabelung des Beagle-Kanal, dann in die Nordwestpassage hinein, die Isla del Diabolo bleibt an Steuerbord liegen. Und dann finden wir auch schon unseren heutigen Liegeplatz, die Caleta Olla, direkt unterhalb des Ventisquero Hollanda, des holländischen Gletschers.

Der Gletscherfuß liegt in ca. 150 m Höhe. Da müssen wir hin! Kleiner Spaziergang sagt Henk. Wir schlagen uns durch das Unterholz, dann mooriges, moosiges ansteigendes Land. Es geht mittlerweile steil bergauf, Henk vorneweg, unser Professorenehepaar als ständige Wanderer munter hinterher. Die anderen lassen abreißen. Schließlich kommen wir oberhalb des Gletschersees heraus. Der herrliche Blick auf den See und den Gletscher entschädigt uns für den mühsamen Aufstieg durch die freie Wildbahn.

Nach der Rückkehr gibt es die übriggebliebenen Königskrabben auf Brot: wunderbar.

Position: 54° 55’ S 69° 9’ W
Etmal: 74 sm

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7. Tag: 11. März 2006

Wir legen bei 7 Bft ab und fahren mit Motor gegenan die Nordwestpassage weiter. Herrliche Landschaft, Gletscher, Wasserfälle, felsige Ufer. Darwin schreibt von seiner erstmaligen Berührung mit diesem fernen Flecken Erde (1833 auf seiner Reise mit der Beagle nach Feuerland):

The scenery became even grander than before. The lofty mountains on the north side compose the granitic axis, or backbone of the country, and boldly rise to a height of between three and four thousand feet, with one peak about six thousand feet. They are covered by a wide mantle of perpetual snow and numerous cascades pour their waters through the woods, into the narrow channel below. In many parts magnificient glaciers extend from the mountain side to the water's edge. It is scarcely possible to imagine anything more beautiful than the beryl-like blue of these glaciers, and especially as contrasted with the dead white of the upper expanse of snow.

Wir erreichen den Fjord Pia, dieser ist von einem sich größtenteils unter Wasser befindlichen, schnurgeraden Riff fast vollständig abgesperrt. Suche nach der Durchfahrt. Auf dem aus den Wasser ragenden Felsen tummeln sich Seelöwen.

Es geht durch den westlichen Arm des Fjord bis an das Ende, wo drei Gletscher herunterkommen. Durch das Treibeis nähern wir uns bis auf 10 m dem Fuß des prächtigsten der drei und stellen den Motor aus. Es gibt laufend Abbrüche von der Gletscherkante, deshalb verholen wir uns mit dem Motor ein wenig weiter weg von der ca. 20 m hohen Gletscherkante. Das Abstürzen von Teilen des Gletschers klingt von ferne wie Donnergrummeln, von nahe wie ein einstürzender Turm aus Bausteinen.

Wir trinken Whisky on the rocks, das Eis kommt vom Gletscher. Zwei riesige Eiswände stürzen ab. Die dadurch entstehenden Wellen werfen unser Gläser durcheinander. Auch das hat vor uns Darwin schon erlebt: At last down came a mass with a roaring noise, and immediately we saw the smooth outline of a wave travelling toward us.

Es gibt also auch noch nach Kap Hoorn Höhepunkte!

Zurück mit Motor; in einer Bucht mit Wasserfall werfen wir Anker: Frischwasser bunkern. Das geht folgendermaßen vor sich: ein Ende des Schlauches kommt in den Wassertank, das andere Ende wird an Land gerudert, mit diesem kraxelt Ralf den Wasserfall hoch und verankert den aus einer Plastikflasche gebastelten Trichter zwischen Steinen. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten kommt sogar Wasser an Bord an, 700 l benötigen wir davon. Nach drei Stunden ist der Tank voll.

Nach dem Frischwasserbunkern geht es zum östlich gelegenen Nachbararm, in der dortigen Bucht (wieder vor einem Gletscher, dem Ventisquero Pia) liegen schon zwei Segler. Es werden für die nächsten sechs Tage die letzten Schiffe sein, die wir sehen.

Position: 54° 47,5’ S 69, 37’ W
Etmal: 38 sm

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