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7. -9. Februar 2010 - Drakepassage

Wir gehen wieder Eiswache. Ich bin von Mitternacht bis zwei Uhr an der Reihe. Zunächst tuckern wir noch mit Motor. Dann frischt der Wind etwas auf, wir setzen Segel. Während meiner Freiwache nimmt der Wind weiter zu. Als ich zu meiner letzten Eiswache um acht Uhr morgens an Deck erscheine, ist schon das zweite Reff im Groß und die Genua teilweise eingerollt. Zunächst 6 bis 7 später volle 7 Windstärken. Ich bin ganz alleine an Deck, Kaptauben und Albatrosse, dazu die Ozeanwelle, das muß die Erinnerung festhalten.

Die Mannschaft liegt schon wieder flach, manche sehe ich den ganzen Tag nicht. So ist es ein wenig langweilig. Wenigstens mit Henk kann ich ein Bier zusammen trinken. Aber wir machen bei dem herrlichen Segelwetter Meilen, geschätzt 160 seit den Melchior-Inseln in 24 Stunden.

Am nächsten Tag nimmt der Wind ab, dementsprechend voller ist es beim Frühstück. Wir sind nun im pazifischen Teil der Drakepassage, den 60. Breitengrad erreichen wir um halb zwei Uhr nachmittags. Abends und nachts frischt es wieder auf. Albatrosse segeln unbeschreiblich durch die Wellentäler.

Überraschenderweise bleiben auch am dritten Tage die östlichen Winde bestehen, die normalerweise in der nördlichen Hälfte der Drakepassage in westliche Richtungen umschlagen. Eine ungewöhnliche Wetterlage, bei der sich das Tief über dem südamerikanischen Festland befindet, verhindert das aber heute. Ich hatte gehofft, daß wir die Diego-Ramírez-Inseln wenigstens in Sicht bekommen. Wegen der östlichen Winde knüppelt Henk jetzt allerdings, um Kap Hoorn direkt auf Backbordbug zu erreichen. Wir werden schließlich Diego Ramírez 40 Meilen weit an Backbord lassen, zu weit um einen Blick zu erhaschen.

Gegen 14:00 Uhr ist das Barometer auf unglaubliche 960 mbar gefallen, ohne daß es ungewöhnlich stürmisch geworden wäre.

Etmal (7.2.): 114 sm (Gesamt: 1028 sm)
Etmal (8.2.): 175 sm (Gesamt: 1203 sm)
Etmal (9.2.): 150 sm (Gesamt: 1353 sm)

10. Februar 2010 - Kap Hoorn

Die letzte Nacht in der Drakepassage ist sehr unruhig, da die Sarah nun fast vor dem Wind läuft und stark rollt. Man findet keine richtige Stellung zum Schlafen und rutscht ständig in der Koje hin und her. Ich verfolge mit dem GPS am Bullauge den Kurs. Wir halten zunächst westlich von Kap Hoorn. Ich vermute, daß Henk dort einen Liegeplatz sucht, um dann im Hellen nach Kap Hoorn zu segeln. Aber dann geht er an den Wind, Richtung Ost. Um 6:30 Uhr erwache ich und sehe durch mein Bullauge: Land! Kap Hoorn? Tatsächlich, das GPS bestätigt mir die Vermutung. Das ganze Schiff schläft. Ich schleiche mich in Schlafsachen an Deck, um das Kap zu sehen. Es ist diesig und nieselt ein wenig. Dann begebe ich mich wieder in meiner Koje, im Glauben wir würden später in Caleta León vor Anker und an Land gehen. Das wird leider nichts, wegen der Probleme mit den chilenischen Behörden. Schade! Allerdings scheine ich der einzige zu sein, der das wirklich bedauert. Dafür segeln wir heute dicht an den Barnevelts vorbei. Für mich eine Entschädigung. Das Wetter ist, wie man sich Cape Horn vorstellt. Regnerisch böig, zunächst 7 Windstärken, Böen 8, später auf 6, dann 5 zurückgehend. Dazu richtige Welle, eigentlich mehr als in der Drakepassage. Immer wieder Regen, dazwischen kurze Zeit Sonne. Bei Isla Nueva schließlich sogar noch etwas Hagel. Ich bin fast die ganze Zeit an Deck: Barnevelt, Evout, Isla Nueva.

An der Ostspitze von Isla Nueva (Caleta Orejas de Burro - Eselsohrenbucht) ankern wir zum Abendessen und um die Drehung des Windes abzuwarten, jetzt haben wir nämlich starken Westwind.

Nach dem Abendessen geht es wieder los. Plötzlich bin ich Kapitän, Henk übergibt mir das Kommando und verschwindet in der Koje. Gemeinsam mit Harald, der nach Schiffen Ausschau hält, steuern wir die Sarah westwärts durch den dunklen Beagle-Kanal. Das Wasser fluoresziert, wohl durch spezielle Algen verursacht. Damit erhält die Nacht etwas Magisches, Mystisches.

Etmal: 157 sm (Gesamt: 1510 sm)

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11. Februar 2010 - Harberton

Um halb zwei Morgens hat der Wind so weit gedreht, daß das Groß herunter muß. Nach dem Manöver übernimmt Henk wieder das Kommando und ich verziehe mich in meine Koje. Um halb sechs fällt der Anker schließlich in Puerto Harberton.

Kurz vorher sind wir an der Bajo Belgica vorbeigekommen, jener Untiefe vor der Bahia Cambaceres, an der die Expedition der Belgica schon vor dem ersten Kontakt mit der Antarktis fast gescheitert wäre. Beim Versuch Puerto Harberton anzulaufen, lief das Schiff so hart und fest auf, daß ernste Sorgen über die Fortführung der Expedition bestanden. Nach dem Leichtern des Schiffes bekam man die Belgica dann doch frei, aber ihr „Grundstück“ behielt fortan den Namen.

Den Tag verbringen wir in Harberton, Museum und Fußmarsch über die Straße nach Bahia Cambaceres. Abends geht es dann weiter nach Punta Remolino, wo wir gegen zwei Uhr in der Nacht Anker werfen. Kurz vor Mitternacht erblicke ich das erste und einzige Mal auf diesem Törn kurz das Kreuz des Südens. Davor waren die Hochsommernächte entweder zu hell für eine Beobachtung gewesen oder Wolken hatten das Kreuz verdeckt.

Etmal: 72 sm (Gesamt: 1582 sm)

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12. Februar 2010 - Zurück in Ushuaia

Schon kurz vor 8:00 Uhr geht der Motor an. Henk ist so freundlich und macht auf meinen Wunsch hin einen Abstecher zur Caleta Mejillones, wo der Yamana-Friedhof liegt. Gegen 11 Uhr machen wir am Anleger des Jachtklubs fest. Zum Einklarieren müssen wir diesmal nicht persönlich erscheinen. Herzliche Verabschiedung durch Henk und dieser lange, großartige und unvergeßliche Törn ist zu Ende.

Etmal: 40 sm (Gesamt: 1622 sm)

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